88,5kg und meine persönliche Karwochen-Passion

Wie schnell kommt man an den Rand? Rand des Lebens, Rand des Verstandes, Rand des Wahnsinns?

Ich habe schon öfter Umzüge mitgemacht. Einmal mit 18, mit 30, und mit meinen Unternehmen. Mein Erstes zog in sechzehn Jahren nicht weniger als siebenmal um. Einmal mußte die komplette Radiostation von Freitag 20 Uhr bis Sonntag 18 Uhr komplett umgezogen sein. Klappte, ohne Sendeausfall. Ich hab bei den Umzügen fast alles gemacht. Organsiert, Geladen, Entladen, Hochgetragen, Runtergetragen, Entsorgt, Gestrichen, Verputzt, Angeschlossen, Abgeschlossen und letztlich auch jede weitere Art von unterster Helfertätigkeit.

Aus einem guten Grund: Bei qualifizierteren handwerklichen Tätigkeiten bin ich völlig talentbefreit. Traumatische Kindheitserlebnisse als KFZ-Meisterssohn gesellen sich da zu zwei linken Händen und sehr wenig Interesse an der Sache. Mir fehlt Ahnung, Selbstvertrauen und jede Motivation das zu ändern. Wozu auch ohne Talent. Bevor ich z. B. sowas Gefährliches wie eine Säge oder Bohrmaschine auch nur anfasse, besorge ich lieber einen Schreiner und einen Sponsor, der ihn bezahlt. Schließlich gilt es Budgets einzuhalten. Ein Dreamteam war ich dabei mit meiner besten Freundin, die glücklicherweise Gott und die Welt nicht nur kennt, sondern mindestens schon mal Vorhänge für beide genäht hat.

Leider ist das alles, plus die wenigen Dinge die ich wirklich mit Werkzeug erledigen kann, bei diesem Privatumzug völlig überflüssig. Die „Projektleitung“ läßt mich (hm….liest sich jetzt gerade wirklich irgendwie nach Absicht, war gar nicht beabsichtigt…) genau die Dinge tun, die mich kein Mensch je tun lassen würde. Ich geb doch keinem, der dauernd was fallen läßt die Glasscheiben zum rückwärts die Treppe hochtragen, oder lasse bei eingeschaltetem Strom (stell dich nicht so an) an der Steckdose rumschrauben. Toi, toi, toi! Bisher nichts kaputt gemacht. Ausser meinem großen Zehen. Man kann ja nicht warten, bis ich das Bettteil sicher in der Hand habe, bevor man zieht. Egal, heilt wieder.

Ansonsten: Ich darf alles machen, bei dem ich mich maximal blamieren kann. Natürlich schaffe ich das auch spielend. Falls ich es mal nicht gleich merke – keine Sorge! Man macht mich netterweise drauf aufmerksam. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe nicht auszurasten. Mein inneres Gleichgewicht vielleicht? Liegt es am Alter? An der Nervennahrung?

Tipp an alle Abnehmwilligen: Zieht um.

– Euch vergeht der Appetit
– Ihr findet das Essen oder das Esswerkzeug in den Kartons nicht wieder
– Super Fitnesstraining

Bis morgen.

Die Christen feiern morgen den Tod ihres Heilandes.

Mal sehen was bei mir so alles morgen stirbt.

Bis dahin gedenke ich:
– Meinem geliebten Schaukelstuhl mit Fußmuff, in dem sich viele grandiose Fußballspiele sehen durfte
– Rudi, dem Fell auf dem Schaukelstuhl, daß ich noch als lebendes Tier kannte
– Meinem 21 Zoll Daewoo Röhrenfernseher, der mir zuverlässig im Schlafzimmer als Einschlafhilfe wertvollste Dienste leisten

Sie und wie andere Dinge fanden in der Blüte ihres Seins einen Tod auf dem Recyclinghof.

In den nächsten Wochen und Monaten wird sich zeigen, ob mein 2013er Ziel der „fünf Projekte“ der größte und schönste Erfolg meines Lebens oder ein Desaster von dem ich mit zeitlebens nicht mehr erholen können werde. Da alles zusammenhängt, ist nicht viel Luft dazwischen. Auch wenn gerade wenig nach Plan oder Wunsch verläuft und auch wenn ich mir nicht mehr vorstellen kann, wie einer der Investoren seinen Business- und Zeitplan einhalten können will (er ist seit einem halben Jahr krank), auch wenn noch keines der fünf Projekte in Schlagweite von Abschluß oder gar erfolgreichem Abschluß ist – so bin ich seltsamerweise immer noch optimistisch.

Was tun die mir hier eigentlich in den Kaffee, hm?

3 Gedanken zu „88,5kg und meine persönliche Karwochen-Passion“

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