Schande auf mein Haupt. Ich habe jämmerlich versagt. Die Coronakrise hat mich stärker im Griff als umgekehrt. Es ist auch viel passiert. Ich beginne mal vorne…..
Es begann eigentlich schon am 11. März. Wir trafen meinen Onkel beim Einkaufen. Er ist und war immer mein Lieblingsonkel, 82 Jahre, ziemlich fit. Ziemlich, weil er vor einiger Zeit fast einer heftigen Entzündung gestorben wäre. Seit dem hat er mit dem Herz und der Lunge Probleme. Es geht ihm aber gut. Für 82 ist er erstaunlich fit, bis vor einigen Jahren ging der mehrmals die Woche ins Fitness zum trainieren.
Am Abend des 11. März kam er ins Krankenhaus, die Sache wurde schnell schlimmer, dann hieß es: Covid-19. Kurz nach meinem letzten Eintrag im Blog starb er. Hier seine Todesanzeige
https://www.trauer.nwz.de/traueranzeige/johann-proissl
Das hieß für Meli und mich: Bis 26. März zu Hause bleiben. Am 26. März erfuhr ich dann, daß er an kein Covid hatte, sondern einfach nur Pech. Leider ist in dieser Zeit einiges entgleist – leider auch mein Gewicht. Die Gattin kann toll kochen und hat mich mit warmen Mittagessen (statt Gemüseorgie und Knäcke) versorgt, abends gab es selbstgebackenes Brot oder eine andere Kleinigkeit. Tja, leider fiel der Sport zu 100% aus und dann kam am 2. April aus heiterem Himmel ein amtlicher Hexenschuß. Erst am 13. April konnte ich mich halbwegs wieder rühren, dazwischen pendelte ich zwischen Sofa und Bett, das heiße Kirschkernkissen immer im Anschlag.
Am 14. April war dann das Gewicht, mein Bauch und meine Hosengröße fast explodiert. Zu Beginn des Shutdowns hatte ich fette 91,9 Kilo, nun ging die Nadel auf 95,4 Kilo. Keine Jeans ging mehr zu, alle Hosen spannten. Meine durchschnittliche Aktivitätszahl lag bei 1500 Schritten und zwei Minuten, statt bei 9200 Schritten und vierzehn Minuten wie sonst.
Ich beschloß ab dem 19. April wieder neu anzufangen. Der Schummelsamstag bleibt, künftig gibt es wieder nur Gemüse und Knäcke zu Mittag, nicht anderes als 1 Obst und 1 kalorienarmer Joghurt und 1 Müsliriegel zum Frühstück und kein Abendessen.
Getränke mit mehr als 8kcal/100ml sind streng auf 1,5l pro Woche rationiert und das Schleckerkramkraufverbot gilt weiter, das fällt mir auch nicht schwer, weil ich noch Nikoläuse, Plätzchen und Lebkuchen da habe. Mein Chipsvorrat hat MHD 28.02.20. Wenn die ranzig schmecken war es das auch mit den Chips. Als ich mit in der Quarantäne noch bewegen konnte, habe ich einiges entsorgt. 5 Müllsäcke Klamotten von mir, ein Auto Elektroschrott, ein Auto voll Kartons und Papier, 5 Müllsäcke Klamotten von der Gattin und 22,6 Kilo abgelaufene Schleck- und Knabberkram, ein Müllsack abgelaufener Vorräte. Wir haben jetzt Platz…!
Für die kommenden Wochen ist mit steigenden Preisen zu rechnen insbesondere bei Obst und Gemüse. Unser Wocheneinkauf hat sich um 20-30% verteuert, ein Großteil davon geht auf Frischware und Drogerie. Meine Kunden haben größtenteils wieder geöffnet und jetzt rattern die Umsätze wie schon lange nicht mehr. Es ist wie Mitte Dezember – und ab nächste Woche wird viel Elektrokram teurer, teilweise sogar empfindlich teurer.
Meine Firma arbeitet ab Montag wieder normal und ich darf mich auf den Hippie…..nä Yuppie-Trail nach Stuttgart begeben. Bitte stellen Sie sich jetzt ein leicht sarkastisches „Juhu“ dazu vor.
Das Umbauprojekt zu Hause ist etwas eskaliert und mündet nun in ein allumfassendes Großprojekt mit vorläufiger Fertigstellung am 15. Juli. Wegen ihres angegriffenen Zustandes darf die Gattin aber nicht schwerer als 2000 Gramm heben und kann kaum mehr als 30 Minuten was tun, dann muß sie sich hinlegen. Hängen bleibt es am kreuzlahmen Schmerzpatienten, aber ich wollte mich ja ohnehin mehr bewegen, dies habe ich auch am vergangenen Samstag im Garten gemacht! Zwei Weinstöcke gepflanzt, gegossen und den Rasen gemäht. Endlich mal wieder 9000 Schritte an einem Tag. Das Gewicht purzelt langsam. Das muß es auch, ich sehe es nicht ein neue Klamotten zu kaufen.
Ich stelle aber als Fazit fest: Abnehmen in Quarantäne geht nur mit Sport als Ausgleich. Ansonsten liegt der Verbrauch unterhalb meiner Hungerschwelle. Ich merke auch, daß die Vorratshaltung bei Quarantäne ein Problem bei Frischprodukten ist. Viel geht gar nicht in meine Tiefkühltruhe rein, 30% belegen kalorienarme Eise. Der Rest läßt keinen großen Raum für Lagerungen. Wir haben aber begonnen etwas einzuwecken um gewappnet zu sein, das rettet die Kalorienbilanz aber auch nicht so ganz und Dosenfutter muß die Ausnahme bleiben, selbst in schweren Zeiten.
Schön finde ich, daß man viel mehr den Überblick bekommt was wirklich wichtig ist im Leben und was nicht. Viele Dinge sind weggefallen und ich vermisse nicht wirklich was davon.
Für den Tag X vergrabe ich demnächst einen Jahresvorrat an Klopapier. Atombombensicher.
Beim nächsten Katastrophenfall werde ich stinkreich!